Sie haben sich beworben – und wurden zum Gespräch eingeladen. Glückwunsch! Gerade für Bewerber:innen ab 50 ist das Vorstellungsgespräch ein entscheidender Schritt. In diesem Blogartikel erfahren Sie, was Sie jetzt erwartet sowie die 5 besten Tipps für Ihr Gespräch.

Viele spüren neben der Vorfreude auch Unsicherheit:

„Wie wirke ich im Gespräch?“

„Werde ich wegen meines Alters kritisch hinterfragt?“

„Wie überzeuge ich, obwohl ich mich vielleicht nach längerer Zeit wieder neu orientiere?“

Die gute Nachricht: Ihre Lebenserfahrung, Ihr Wissen und Ihre Haltung sind echte Stärken, wenn Sie sie bewusst einsetzen.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • welche typischen Fragen auf Sie zukommen können,
  • wie Sie mit Selbstvertrauen und Klarheit argumentieren und
  • wie Sie sich konkret vorbereiten, damit Sie sicher und überzeugend auftreten.

Je nach Branche, Position und Unternehmen verlaufen Vorstellungsgespräche sehr unterschiedlich. Es gibt jedoch bestimmte Fragen, die Bewerber:innen mit viel Berufserfahrung oder im Alter 50plus häufiger gestellt bekommen:

  • Warum möchten Sie sich mit 55 noch einmal verändern?
  • Wie gehen Sie mit neuen Technologien oder digitalen Tools um?
  • Können Sie sich vorstellen, unter einer jüngeren Führungskraft zu arbeiten?
  • Wie sehen Sie Ihre Rolle in einem Team mit deutlich jüngeren Kolleg:innen?
  • Sind Sie flexibel, offen für Neues, lernbereit?

Meine Empfehlung: Diese Fragen wirken auf den ersten Blick kritisch – doch sie bieten Ihnen eine große Chance: Zeigen Sie, dass Sie selbstbewusst, reflektiert und motiviert sind. Mit der richtigen Vorbereitung verwandeln Sie vermeintliche Schwächen in überzeugende Argumente.

Beginnen Sie nicht bei Adam und Eva. Ihre Selbstpräsentation sollte knapp, klar und auf die neue Stelle bezogen sein.

Fragen Sie sich: Was macht mich heute zur idealen Besetzung für genau diese Position?

Formulierungsidee:
„Ich habe über 20 Jahre im Projektmanagement gearbeitet – dabei habe ich gelernt, komplexe Abläufe effizient zu steuern und auch in herausfordernden Phasen Ruhe zu bewahren. Ich bewerbe mich, weil ich mein Wissen gezielt einbringen möchte – in einem Umfeld, in dem Weiterentwicklung erwünscht ist.“

Ob bewusst oder unbewusst – manche Gesprächspartner:innen haben Vorbehalte gegenüber älteren Bewerber:innen. Nutzen Sie die Chance, diese ins Positive zu drehen.

Formulierungsidee:
„Ja, ich bin 58 – und genau das sehe ich als Vorteil: Ich bringe berufliche Reife, hohe Loyalität und eine große Gelassenheit im Umgang mit Stress mit. Gerade in dynamischen Teams ist das oft Gold wert.“

Digitalisierung betrifft heute alle Berufsfelder. Wichtig ist nicht, alles zu können – sondern, neugierig und lernbereit zu bleiben.

Formulierungsidee:
„Ich nutze täglich MS Teams, Trello und Zoom – und habe mir das alles selbst beigebracht. Wenn ich etwas nicht kenne, eigne ich es mir an. Ich lerne schnell – und gerne.“

Häufig kommt die Frage: „Warum suchen Sie in Ihrem Alter noch eine neue Aufgabe?“

Hier ist die Haltung entscheidend. Vermeiden Sie Formulierungen wie „noch einmal“ oder „trotz meines Alters“. Zeigen Sie Sinn, Entwicklung und Motivation.

Formulierungsidee:
„Ich bin noch lange nicht am Ende meines Berufswegs. Für mich ist das der richtige Moment für eine bewusste Neuausrichtung – ich möchte meine Erfahrung gezielt einbringen, aber auch noch dazulernen. Das motiviert mich.“

Gute Antworten nützen wenig, wenn sie zögerlich vorgetragen werden. Üben Sie vor dem Gespräch laut und aktiv – gerne mit einer Vertrauensperson oder im Coaching.

Achten Sie auf:

  • eine aufrechte Haltung
  • eine ruhige, klare Stimme
  • einen offenen Blick
  • Pausen, statt Schnelligkeit

Denn: Wer ruhig spricht, wirkt sicher. Und wer überzeugt ist, überzeugt andere.

Frau M. hatte viele Jahre Personalverantwortung in einem mittelständischen Unternehmen. Sie wollte sich bewusst noch einmal verändern – und in einem neuen Umfeld arbeiten. Ihre Herausforderung: die Unsicherheit, wie ihr Alter ankommt.

Ihre Selbstpräsentation im Gespräch:
„Ich habe in den letzten Jahren viele Veränderungsprozesse begleitet – gerade da hilft Erfahrung, Ruhe und ein gutes Gespür für Menschen. Ich arbeite strukturiert, lösungsorientiert und kann mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten gut umgehen. Ich freue mich darauf, meine Erfahrung in einem neuen Team einzubringen – nicht als ‚Chefin‘, sondern als verlässliche Sparringspartnerin.“

Rückmeldung des Unternehmens:
„Man merkt, dass Sie wissen, wovon Sie sprechen. Ihre ruhige Art und Ihre Erfahrung sind für uns ein echter Gewinn.“

Herr K. hatte über 30 Jahre in leitender Funktion gearbeitet – nun suchte er bewusst eine fachliche Teilzeitstelle im Bereich Qualitätssicherung. Er wollte nicht mehr führen, sondern sein Know-how gezielt einbringen.

Seine Aussage im Gespräch:
„Ich bin ein Praktiker mit langjährigem Überblick – ich bewerbe mich nicht, weil ich muss, sondern weil ich gerne noch beitragen möchte. Ich arbeite gerne im Team, habe Freude an klarer  Struktur und gebe mein Wissen gerne weiter.“

Ergebnis:
Herr K. bekam die Stelle – und wurde nach kurzer Zeit als wichtige Stütze im Team beschrieben.

Ihr Alter ist im Bewerbungsgespräch kein Nachteil. Im Gegenteil: Sie haben viel erlebt, viel gelernt – und können gezielt wählen, wohin Ihr Weg gehen soll.

Mit guter Vorbereitung, klaren Antworten und einer selbstbewussten Haltung zeigen Sie:

„Ich bin nicht alt – ich bin erfahren. Und das ist Ihr Vorteil.“